Zusammen halten und an Regeln halten

Bei meiner Sommertour 2020 habe ich Menschen mit Behinderungen besucht, die mir über ihre Erfahrungen in der Corona-Zeit berichten. Gemeinsam die Krise bewältigen und Sicherheit durch die Corona-Regeln sind dabei wichtige Eindrücke aus den vergangenen Wochen und Monaten.

Gespräch mit Bewohnerinnen und Bewohnern des Herz-Jesu-Haus in Niederfell an der Mosel

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gesprächsrunde mit dem Landesbehindertenbeauftragten Matthias Rösch

Gesprächsrunde in Niederfell

Gemeinsame Aktivitäten, der Umgang mit Covid-19-Erkrankungen im Wohnheim und eine Mutmacher-Aktion waren Themen bei meinem Besuch in Niederfell. Petra Marx vom Bewohner*innenbeirat  berichtet von ihren Erfahrungen in der Corona – Zeit. Hier das Video mit dem Interview (externer Link):

Gespräch mit Petra Marx

Kaiserslautern: Blinden- und Sehbehindertenverein und Inklusionsbeirat

Gesprächsrunde mit dem Blinden – und Sehbehindertenbund sowie der Vorsitzenden des Inklusionsbeirats Kaiserslautern

Treffen in Kaiserslautern

Auf welche Barrieren stoßen Blinde und sehbehinderte Menschen in Corona-Zeiten und wie kann ein neu gegründeter Inklusionsbeirat aktiv sein. Darüber erzählen Wilhelm Lickteig, Vorsitzender des Blinden- und Sehbehhindertbunds Pfalz und Tine Tischner, Vorsitzende des Inklusionsbeirats der Stadt Kaiserslautern. Hier das video von meinem Besuch in Kaiserslautern (externe Link):

Gespräch mit Tine Tischner und Wilhelm Lickteig

Inklusiv Rudern in Bernkastel-Kues

Gruppenbild vor dem Bootshaus

Die Aktiven und Unterstützer*innen des Bernkasteler Rudervereins

Der Ruderverein Bernkastel engagiert sich im gemeinsamen Sport für Menschen mit und ohne Behinderungen. Ein spezieller Vierer und ein Einer für das Para-Rudern werden dazu eingesetzt. Auch beim Sport gab es eine Corona-Pause. Wie wichtig der gemeinsame Sport ist, davon berichtet Anke Weiler vom Bernkasteler Ruderverein und Bewohnerin beim DRK-Sozialwerk (externer Link):

Interview mit Anke Weiler

Tagesstätte der Landesklinik in Bad Kreuznach

Foto von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vom Gespräch in der Tagesstätte

Erfahrungsaustausch in der Tegesstätte Bad Kreuznach

Wie kommen Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen durch die Corona-Zeit, wenn Angebote zur Tagesstruktur geschlossen sind. Paul Georg Kaiser berichtet über Änderungen beim ambulanten Dienst, die neuen Regeln in der Werkstatt und warum er ein neues Handy braucht. Hier das Gespräch (externer Link):

Sommertour-Gespräch mit Paul Georg Kaiser

Sommertour 2020 – Inklusion in Corona – Zeiten

Bei meiner diesjährigen Sommertour will ich erfahren, wie es Menschen mit Behinderungen in den Corona-Zeiten geht. Dazu habe ich Interviews vor Ort mit unterschiedlichen Menschen mit Behinderungen geführt. Das ist ein neues Format, ich probiere es aus (Untertitel für die Barrierefreiheit werden noch erstellt).

Besuch bei ZOAR Rockenhausen 

Gruppenfoto beim. Gespräch in Rockenhausen

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gesprächsrunde bei ZOAR Rockenhausen

In Rockenhausen treffe ich mich mit Bewohnerinnen und Bewohnern und Werkstattbeschäftigten von ZOAR. Mit einer Corona-Hotline und einem Assistenzdienst hat ZOAR schnell auf die neue Situation reagiert. Dabei wurde das Corona – Förderprogramm der Aktion Mensch genutzt. Hier mein Gespräch mit der Bewohnerin Celia Sieben: (externer Link):

Gespräch mit Celia Sieben

Wohngemeinschaft Dörrwiese bei Morbach Hunsrück

Gesprächsrunde auf der Wiese der Wohngemeinschaft

Treffen auf der Wiese mit der Wohngemeinschaft und Gästen

Bei der Wohngemeinschaft Dörrwiese hat sich viel verändert seit Anfang des Jahres. Mit dem Bundesteilhabegesetz hat sich die ehemalige stationäre Einrichtung in eine Wohngemeinschaft umgewandelt. Und dann kam Corona. Dazu mein Gespräch mit Susanne Späth und Dietmar Keller (externer Link):

Susanne Späth und Dietmar Keller berichten

Zu Besuch bei Christian Bayerlein

Gespräch in der Wohnung mit Christian Bayerlein

Zu Besuch bei Christian Bayerlein in Koblenz

Christian Bayerlein lebt mit persönlicher Assistenz, die er im Arbeitgeber*innen_Modell organisiert in Koblenz und arbeitet als Informatiker. Hier seine Erfahrungen aus den Corona–Zeiten (externer Link):

Erfahrungen von Christian Bayerlein im Sommertour-Gespräch

Nächste Woche gibt es weitere Interviews zu meinen Begegnungen während der Sommertour.

Der andere 5. Mai – Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen

Screenshot des Startbildes der Videobotschaft zum Protesttag am 5. Mai 2020. Titel des Videos vor dem Hintergrund des Gutenbergplatzes mit Theater und Dom in MainzWegen der Corona-Krise findet der Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen in diesem Jahr digital statt. Bei der Online-Demo unter dem Motto “Behinderung macht #Unsichtbar“ auf www.maiprotest.de habe ich mich mit einem Video – Grußwort beteiligt. Hier der Text meines Beitrages (es gilt das gesprochene Wort):

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

dieser 5. Mai ist anders als die bisherigen Protesttage für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen.

Normalerweise wäre ich als Landesbehindertenbeauftragter jetzt viel unterwegs, vor Ort in den Städten und Gemeinden in Rheinland-Pfalz. Dort, wo die Menschen mit Behinderungen demonstrieren, Veranstaltungen und Aktionen durchführen, um für ihre Gleichstellung, gegen Barrieren und für eine inklusive Gesellschaft einzutreten. Seit mehr als 25 Jahren.

In der Corona-Krise ist das anders. Wir sind zu Hause und in digitalen Räumen. Menschen mit Behinderungen sind weniger sichtbar im öffentlichen Raum. Manchen von uns ist die Bewegungsfreiheit und soziale Teilhabe noch stärker eingeschränkt, weil sie in Einrichtungen leben. Und auch digitale Räume haben Barrieren, die uns jetzt noch stärker bewusst werden.

Aus dieser Situation können wir aber auch lernen.

• Dass wir als Menschen mit Behinderungen gleichberechtigten Zugang zu gesundheitlicher Versorgung haben müssen und nicht von vornherein als Risikogruppe ausgegrenzt werden.

• Dass inklusive und ambulante Wohnformen besser gegen die Gefahren einer Pandemie und die Einschränkung von Grundrechten geeignet sind, aber auch entsprechende Unterstützung und Schutzausrüstung brauchen.

• Und wie wichtig soziale Kontakte und unsere Präsenz mitten in der Gesellschaft sind, damit wir nicht aussortiert und zusammen mit den alten Menschen isoliert werden.

Es geht um unsere Teilhabe, um unsere Selbstbestimmung und weiterhin unseren Einsatz für Menschenrechte und die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Dafür müssen wir weiter Präsenz zeigen, wo immer das möglich ist – und ohne die Gesundheit von uns und allen anderen zu gefährden.

Deshalb bedanke ich mich herzlich bei all den Aktiven, die diesen digitalen 5. Mai organisieren und umsetzen. Und ich hoffe, dass wir uns bald wieder treffen, auf den Plätzen und bei den Veranstaltungen vor Ort in den Städten und Gemeinden. Damit wir Menschen mit Behinderungen nach dieser Ausnahmesituation noch stärker sichtbar für eine inklusive Gesellschaft werden.

Vor einem Virus müssen wir uns alle schützen; das ist richtig und notwendig. Aber Diskriminierung und Barrieren sind nicht ansteckend, sie können wir gemeinsam beseitigen. Das ist nach wie vor für uns und für unsere ganze Gesellschaft entscheidend.

Inklusionstour nach Barcelona

Unsere mittlerweile sechste rheinland-pfälzische Inklusionstour ging in diesem Jahr nach Barcelona. Fast 25 Jahre nach Verabschiedung der Barcelona-Erklärung „Die Stadt und die Behinderten“ sind wir mit 40 Personen aus Rheinland-Pfalz in die katalanische Hauptstadt gereist. Die Gruppe bestand aus Interessenvertreterinnen und -vertretern aus den Kommunen, der Selbsthilfe und Selbstvertretung von Menschen mit Behinderungen, der Schwerbehindertenvertretung aus den Betrieben, Beraterinnen der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) und von Werkstatträten.

Viele Städte in Deutschland sind der Barcelona-Erklärung als kommunaler Selbstverpflichtung für die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen und zur Barrierefreiheit beigetreten. Deshalb wollten wir uns am Ursprungsort der Barcelona-Erklärung, die bereits in den neunziger Jahren die Grundgedanken der UN-Behinderten-Rechtskonvention vorgegriffen hat, einen Eindruck von ihrer Umsetzung verschaffen.

Gruppenbild im Hotelfoyer

Ankunft im barrierefreien Hotel Ilunion in Barcelona

Informationsveranstaltung der städtischen Vertretung

Der erste Tag des Besuchsprogramms startete mit einer Informationsveranstaltung der „Städtischen Vertretung für Menschen mit Behinderung“ (Instituto Municipal de Personas con Discapacidad – IMDP). Ramon Lamiel i Villaró, der Leiter des Instituts und seine Kolleginnen und Kollegen erläuterten uns die umfassenden Strategien und Maßnahmen für Inklusion in den Bereichen Wohnen, Selbstbestimmt Leben, Arbeit, Mobilität und Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen in der Metropole Barcelona.

Bild vom Vortrag mit Flipchart

Ramon Lamiel erläutert die Strategie der Stadt Barcelona

Die Hälfte der 20 Mitglieder des IMDP-Leitungsgremiums sind selbst Menschen mit Behinderungen, die von den Menschen mit Behinderungen in Barcelona gewählt werden. Dadurch wird die Partizipation durch die betroffenen Menschen gewährleistet. Das IMDP verfügt über ein Budget in Höhe von 15 Mio Euro, das für Umbauten, Kulturangebote, Mobilitätsunterstützung, Sportangebote etc. im inklusiven Bereich genutzt wird. Derzeit werden etwa 1700 Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen im Bereich Frühförderung und Bildung finanziell unterstützt. 1000 Menschen konnten auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden.

Die Zielformulierung des IMDP ist: „Wir wollen alle Bereiche des öffentlichen Lebens zugänglich und inklusiv gestalten. Immer im Fokus soll die Selbstbestimmung und Autonomie nach dem Vorbild der UN-Behindertenrechtskonvention stehen.“

Der Umsetzung dieses Ziels wird besonders im Bereich der Barrierefreiheit vorangetrieben. Dazu wird die Barrierefreiheit der ganzen Stadt systematisch erhoben. Mittlerweile sind 30 von 73 Stadtteilen auf erfasst worden. Beinahe alle Bordsteine der Stadt sind abgesenkt und 90 % des öffentlichen Nahverkehrs sind barrierefrei. Bei besonderem Bedarf aufgrund der Behinderung können barrierefrei umgebaute Taxis zum Bus-Tarif von 2,20 Euro genutzt werden. Der rollstuhlgerechte Umbau der Taxis wird durch eine bevorzugte Vergabe von Konzessionen gefördert.

Im Bereich der Persönlichen Assistenz gibt es bisher lediglich 127 Assistentinnen und Assistenten die 56 Personen unterstützen. Die Ziele der Enthospitalisierung und der systematischen Auflösung der Wohnheime sind sowohl von Seiten der Einrichtungen als auch der Regierung gewünscht, so Lamiel.

Auf den Straßen von Barcelona gehören Elektro-Kleinstfahrzeuge (E-Scooter bzw. Roller) zum Alltag. Deren Zulassung im Straßenverkehr auf den Gehwegen wird aktuell in Deutschland von den Verbänden der Menschen mit Behinderungen heftig kritisiert. Auch in Spanien und Barcelona gab es damit Probleme. Mittlerweile gibt es eine neue gesetzliche Regelung, nach der Elektro-Kleinstfahrzeuge nur noch auf Radwegen fahren dürfen. Ausnahmen gelten Nachts für Gehwege, wenn sie breit genug und wenig genutzt sind. Begünstigt wird diese Regelung dadurch, dass in Barcelona das System an Radwegen und -Spuren extrem gut ausgebaut ist. Überall ist Platz zum Radfahren vorgesehen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Rheinland-Pfalz bei der Informationsveranstaltung der Stadt

Aufmerksamkeit für die Informationen aus Barcelona

Von den Maßnahmen zur Barrierefreiheit in der Stadt mit Bürgersteigabsenkungen, Leitsystemen und barrierefreien Gebäudezugängen konnten wir uns im Anschluss an den Termin im IMDP bei einem Spaziergang zur Kirche Sagrada Família und einer Stadtrundfahrt zu den Sehenswürdigkeiten von Barcelona einschließlich der Olympischen Spielstätten überzeugen.

Teilnehmer der Inklusionstour stehen am Fußgängerüberweg in Barcelona

Unterwegs in Barcelona am Fußgängerüberweg mit Absenkung

Treffen mit der Selbstvertretungsorganisation OVI

Die Olympischen Spiele und die Paralympics von 1992 haben starke Verbesserungen für die Barrierefreiheit und die Selbstbestimmung der Menschen mit Behinderungen gebracht. Damit verbunden war auch der Ursprung der Selbstvertretungs-Gruppe „OVI – Oficina Vida Independent“ (dt: Büro für selbstbestimmtes Leben), mit der wir uns am Nachmittag trafen. Der Kontakt zu OVI kam über Dr. Corina Zolle von Rhein-Main-Inklusiv zustande, die mit Mati Febrer als Mitgründerin von OVI bereits gemeinsame Vorträge zum selbstbestimmten Leben mit persönlicher Assistenz gehalten hat.

Gesprächsrunde im Stadtteitzentrum

Treffen im Stadtteilzentrum mit der Selbstvertretungsorganisation OVI

Für die olympischen und paralympischen Spiele wurden barrierefreie Wohnungen errichtet. In eine dieser Wohnungen konnte Mati Febrer einziehen. Sie lebte davor in einem Wohnheim und protestierte gegen die dort herrschenden Zustände. Unter anderem schmuggelte Sie ein verdeckt gedrehtes Video aus dem Wohnheim, das eine breite öffentliche Diskussion bewirkte.

In ihrer neuen Wohnung bekam Sie Ihre Unterstützung allerdings von einem Pflegedienst, bei dem sie keine Mitsprache über den Einsatz des Personals hatte. Ebenso wenig Einfluss hatte sie auf die Auswahl der Mitbewohnerinnen und Mitbewohner der Wohngemeinschaft Wohnungen. Inspiriert von einem Kongress in Barcelona mit Vertreterinnen und Vertretern der internationalen Independent Living Bewegung haben Mati Febrer und weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter bei der Stadtverwaltung für Angebote von persönlicher Assistenz gekämpft und waren im Jahr 2005 erfolgreich damit. Finanziert von der Stadt, der Region und dem Land kann die Organisation OVI seitdem als Assistenzgenossenschaft Assistentinnen und Assistenten zur Verfügung stellen, um Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes Leben außerhalb von Wohnheimen und unabhängig von familiärer Unterstützung ermöglichen.

Bild von Mati Febrer beim Bericht

Mati Febrer berichtet über ihr Leben und die Geschichte von OVI

Ansässig sind OVI mit einem Administrationsbüro in einem Stadtteilzentrum, von wo aus die Unterstützung von 13 Assistenznehmerinnen und Assistenznehmern organisiert wird. Allerdings gibt es in Barcelona bisher nur 56 Assistenznehmerinnen und Assistenznehmer. Hier gibt es noch einiges zu tun für die Aktivistinnen und Aktivisten er selbstvertretungorganisation OVI.

Einer davon ist Oriol Roqueta del Río, der bei unserem Treffen beeindruckend von seiner Geschichte zu seinem selbstbestimmten Leben berichtete. 2014 ist er von seinem Elternhaus ausgezogen, um mit seiner Freundin in Mexiko zu leben. Mit der Unterstützung der persönlichen Assistenz durch OVI lebt er mittlerweile wieder in Barcelona. Oriol Roqueta engagiert sich in der Selbstvertretung der Menschen mit Behinderungen. Sein Schwerpunkthema ist Sexualität und Behinderung.

Bild von Oriol Roqueta

Oriol Roqueta erzählt über seinen Weg zu seinem selbstbestimmten Leben

Wie auch bei der Entwicklung in Deutschland sind es die Menschen mit Behinderungen und Assistenzbedarf selbst, die entsprechende Angebote von Assistenzdiensten durchgesetzt und organisiert haben. Spanien ist geprägt durch die Unterstützung in den Familien. Hier gibt es einen großen Bedarf für Assistenzdienste, das haben die Aktivistinnen und Aktivisten von der Selbstvertretung OVI bei unserem Treffen beeindruckend deutlich gemacht.

Besuch beim Sozialministerium von Katalonien

Am Abschlusstag unseres Programms bekamen wir einen umfassenden Überblick über die Aktivitäten der katalanischen Landesregierung im Bereich der Menschen mit Behinderungen. Die Direktorin des Arbeitsbereiches Monica Rivas empfing uns mit einem ganzen Team ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die uns über die Maßnahmen im Bereich Wohnen, Arbeit und Barrierefreiheit informierten.

Bild von Monica Rivas

Die Direktorin des Arbeitsbereichs Monica Rivas

Panel mit Expertinnen und Experten aus dem Sozialministerium Kataloniens

Begrüßung und Vorstellung der Delegation im Sozialministerium von Katalonien

Ähnlich wie bisher in Rheinland-Pfalz ist die Landesregierung für größere Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen und die Kommunen für die ambulanten Angebote zuständig. Auch hier findet ein Umsteuern statt und eine Strategie für die Umsetzung von Artikel 19 der UN-Behindertenrechtskonvention (Unabhängige Lebensführung und Einbeziehung in die Gemeinschaft) wird umgesetzt. Dabei stehen die Grundsätze von ambulanter Unterstützung vor stationäre Versorgung und die Personenzentrierung im Vordergrund. Außerdem ist die landesweite Ausweitung von Assistenzdiensten wie in Barcelona vorgesehen. Die Werkstätten für behinderte Menschen sind in Spanien so organisiert, dass dort 70 Prozent der Beschäftigten Menschen mit Behinderungen sind und der Mindestlohn in Höhe von 900 Euro gezahlt wird. Sie ähneln also eher unseren Inklusionsfirmen.

Wie in vielen anderen europäischen Staaten – außer in Deutschland – sind in Spanien private Betreiber öffentlich zugänglicher Dienstleistungen und Güter zur Barrierefreiheit verpflichtet. Das bedeutet, auch bestehende Gaststätten und Einkaufsläden haben häufig barrierefreie Zugänge und Behindertentoiletten. Das Sozialministerium hatte im vergangenen Jahr selbst 75 Informationsveranstaltungen zur Barrierefreiheit und den aktuellen Standards durchgeführt. Bei unserem Aufenthalt in Barcelona sind mir viele positiven Beispiele zur Barrierefreiheit aufgefallen, hierzu habe ich einen eigenen Artikel in meinem Blog geschrieben.

Der Besuch in Barcelona war sehr aufschlussreich. Die Großereignisse Olympiade und Paralympics 1992 waren Ausgangsbasis für die Umsetzung umfassender Barrierefreiheit und erste Ansätze selbstbestimmter Wohnformen. Die Vernetzung mit der internationalen Independent Living-Bewegung hat Menschen mit Behinderungen in Barcelona ermutigt, sich für persönliche Assistenz und Selbstbestimmung politisch einzusetzen. Stadt und Landesregierung haben die Partizipation der Menschen mit Behinderungen aktiv in ihren Maßnahmen und Strategien zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention eingebunden.

Dank der hervorragenden Vorbereitung durch mein Team und die Unterstützung der Spanisch- und Gebärdensprach-Übersetzerinnen und Übersetzer konnten wir wieder eine aufschlussreiche Inklusionstour unternehmen, die gute Hinweise für unsere Arbeit in Rheinland-Pfalz liefern konnte.

Vielen Dank an Raika Steinfurth für die Arbeit an diesem Artikel.

Gruppenbild vor dem Sozialministerium

Gemeinsames Gruppenfoto vor dem Sozialministerium von Katalonien am Willy-Brandt-Platz

Beispielhaft Barrierefrei in Barcelona

Bei unserer Inklusionstour sind mir einige gute Beispiele von Barrierefreiheit aufgefallen, die ich hier vorstellen möchte:

Dolmetschen in Gebärdensprache per Video im Bürgerbüro

Bei unserem Besuch der Sozialbehörde fiel uns ein Schild mit dem Hinweis auf Übersetzungsmöglichkeiten in Gebärdensprache auf. Zusammen mit Kurt Stübiger und Norbert Herres von Gehörlosenverband haben wir in dem Bürgerbüro erfahren, dass bei Bedarf über Videokonferenz eine Übersetzung durch Gebärdensprachdolmetscher. So kann barrierefreie Verwaltung praktisch um gesetzt werden.

Foto vom Hinweisschild auf Gebärdensprach-Übersetzung

Hinweise auf den Übersetzungs-Service am Bürgerbüro

Mitarbeiterin des Bürgerbüros am Schreibtisch erklärt den Service

Erläuterung des Dolmetsch-Service durch die Mitarbeiterin des Bürgerbüros

Eine Video-Kamera wird an den Computer angeschlossen

Technik für die Videokonferenz zur Übersetzung in Gebärdensprache

Foto mit Kurt Stübiger und Norbert Herres am Schalter des Bürgeramtes

Kurt Stübiger und Norbert Herres vom Gehörlosenverband

Taktile Information an Toilettentüren

An den Toilettentüren im Hotel Ilunion waren direkt über der Türklinke erhabene Buchstaben zur Information über die Damen- oder Herrentoilette angebracht. Damit muss nicht die ganze Tür abgetastet werden, um als blinder und sehbehinderter Mensch die richtige Toilette zu finden.

Foto von Türklinke und erhabenem Buchstaben darüber auf der Tür

Tastbarer Buchstaben direkt über der Klinke der Toilettentür

Bahnsteigerhöhung in der Metro

Noch sind nicht alle Bahnsteige in der Metro auf Höhe der Fahrzeuge angehoben. Deshalb sind in einigen Stationen der vordere Bereich des Bahnsteigs angehoben und für Rollstuhlnutzerinnen und -nutzer gekennzeichnet.

Erhöhung an Bahnsteig der Metro Barcelona

Stufenloser Einstieg durch Erhöhung des Bahnsteigs in der Metro

Notruf per SMS

In Deutschland noch nicht umgesetzt, in Spanien gibt es ihn schon. Notruf per SMS für Menschen mit Hörbehinderung. Hier ein Hinweisschild dazu am Strand von Barcelona.

Hinweisstele am Strand von Barcelona mit Hinweis auf Notrufnummern

Hinweis auf Notrufnummern per SMS

Rampen bei bestehenden Eingängen

Die Verpflichtung zur Barrierefreiheit betrifft auch bestehende Restaurants, Cafés und Einkaufsläden. Deshalb gibt es in Barcelona viele angepasste Eingänge, bei denen Stufen beseitigt und Rampen eingebaut wurden.

Eingang mit Rampe zu einem Café

Rampe statt Stufe am Café

Automatische Rampe am Bus mit Ansage

Wie mir schon bei meinem Besuch in Paris schon aufgefallen ist, sind automatische Rampen auch in Barcelona an den Bussen im Einsatz. Der Vorteil für die Busfahrerinnen und den Busfahrer ist, dass sie nicht aussteigen müssen um eine Klapprampe auszulegen. Der Vorteil für die Rollstuhlnutzer ist, dass man nicht auf die Hilfe von Busfahrern angewiesen ist, die schlecht gelaunt sind, weil sie aussteigen müssen, um die Klapprampe zu bedienen.

Sehr praktisch finde ich die Anzeige im Bus, wenn ich den Knopf für die Anforderung der Rampe gedrückt habe. Dann gibt es keine Missverständnisse und mehr Sicherheit für die Fahrgäste mit Behinderungen.

Ausfahren der Rampe an der Bustür

Automatische Rampe am Bus

Anzeige im Bus mit nächste Haltestelle und Symbol für die angeforderte Rampe

Die Anforderung für die Rampe wird mit einem roten Symbol im Bus angezeigt

Inklusiv Wohnen – Rückblick Sommerreise 2018

Beim Rückblick auf das Jahr 2018 war meine Sommerreise „Inklusiv Wohnen“ ein besonderes Highlight. Mit der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes in Rheinland-Pfalz war mir besonders wichtig, inklusive und selbstbestimmte Wohnformen von Menschen mit Behinderungen hervorzuheben. Hier eine Rückschau auf meine dreitägige Sommertour nach Kaiserslautern, Landau, Bad Kreuznach und Trier.

Inklusive Wohngemeinschaften in Kaiserslautern und Trier

Am ersten Tag standen Wohngemeinschaften von Menschen mit und ohne Behinderungen auf meinem Programm.

Der erste Termin führt mich zur inklusiven Wohngemeinschaft am Nordbahnhof in Kaiserslautern. Das ehemalige Bahnhofsgebäude mit viel Sandstein (wir sind in der Pfalz) wurde als Familienwohnhaus umgebaut. Ausgangspunkt für die Gründung der Wohngemeinschaft war die Schaukel im Wohnzimmer. Der Sohn der Familie, hat aufgrund seiner Behinderung einen starken Bewegungsdrang. Deshalb ist die Schaukel im Wohnzimmer und das großzügige Außengelände für ihn wichtig. Als die Kinder erwachsen wurden beschloss die Familie daher, dass nicht die Kinder ausziehen, sondern die Eltern. Zusammen mit anderen Eltern von Kindern mit Behinderungen wurde die Idee einer inklusiven Wohngemeinschaft von Menschen mit und ohne Behinderungen umgesetzt. Mitbewohnerinnen und Mitbewohner wurden gesucht, Gespräche mit den Kostenträgern geführt, ein ambulanter Pflegedienst zur Unterstützung gesucht und eine Koordinierung durch den Lebenshilfe Westpfalz eingerichtet. Heute wohnen junge Menschen mit Behinderungen und Studierende aus Kaiserslautern gut zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Darüber konnte ich mich in Gesprächen mit den Bewohnern und Beteiligten überzeugen.

Eine besondere Bedeutung für ein selbstbestimmtes Wohnen außerhalb von Einrichtungen haben die Clubs Behinderter und ihrer Freunde (CBF). Bereits in den 1970er Jahren haben die CBFs ambulante Dienste aufgebaut und sich für den Abbau von Barrieren in den Städten und Gemeinden eingesetzt. In Landau habe ich Wohngemeinschaften und Wohnungen des CBF (Club Behinderter und ihrer Freunde) Südpfalz auf dem Program. Bestehende Wohnungen wurden durch einen Außenlift und Badumbau barrierefrei angepasst und ermöglichen so ein selbstbestimmtes Leben für die Bewohnerinnen und Bewohner. Zusätzlich bietet der CBF Unterstützung und Assistenz an, um ein selbstbestimmtes Leben auch außerhalb der Wohnung zu gewährleisten.

Das Gespräch mit einer Bewohnerin ist mir gut in Erinnerung geblieben, die. jahrelang nach einer barrierefreien Wohnung gesucht hat und jetzt endlich mit der barrierefreien Wohnung und der Unterstützung des CBFs auch wieder neue Pläne für ihre berufliche Zukunft angehen kann.

Mein zweiter Besuchstermin in Landau war die Wohngemeinschaft in der Cornichonstraße. Im Rahmen des Dezentralisierungsprozesses ihrer großen Wohneinrichtung hat die Stiftung Bethesda eine gemischte Wohngemeinschaft auf dem Gelände der Landesgartenschau eingerichtet. Damit ist ein doppeltes Konversionsprojekt entstanden – zum einen die Umwandlung von einer Militärliegenschaft in ein ziviles Wohngebiet und zum Anderen die Alternativen zum Leben in einer Wohneinrichtung durch inklusive Wohnangebote. Ähnlich wie in Kaiserslautern wohnen in der Wohngemeinschaft junge Menschen mit und ohne Behinderungen zusammen. Beim Besuch der WG versagt leider die Technik, kurz bevor ich ankam ist der Aufzug im sanierten Altbau in Streik getreten. Also verlegen wir unser Treffen mit Kaffe und Getränken in den Sozialraum und okkupieren einen Platz an der Straße. Drei Jahre nachdem ich bei der Eröffnung der Wohngemeinschaft dabei war sind die Erfahrungen positiv, auch in den Lebensbereichen Arbeit und Freizeit sind die Bewohnerinnen und Bewohner ermutigt, ein selbstbestimmes Leben zu führen.

Von den Wohngemeinschaften bin ich sehr beeindruckt. Sie sind besonders für junge Menschen mit Behinderungen eine gute Alternative zum Wohnheim. Diese innovativen Wohnprojekte sind mit bewundernswert viel Engagement initiiert und betrieben, allerdings noch viel zu selten und zu aufwändig umzusetzen. Hier wünsche ich mir ein unbürokratischeres Vorgehen, mehr Unterstützung durch die Kostenträger und bessere Beratungsangebote für die Wohnprojekte. Hier Bilder vom ersten Tag der Sommertour:

Gruppenbild vor dem Haus der Wohngemeinschaft in Kaiserslautern

Bewohner/innen und Besucher/innen der Wohngemeinschaft am Nordbahnhof

Das Wohnzimmer der WG mit von der Decke hängenden Schaukel

Die Schaukel im Wohnzimmer – Ausgangspunkt für die inklusive WG

Gespräch auf dem Balkon
Bild aus dem Wohnraum

Im Gespräch mit WG-Bewohner des CBF

Gruppenbild vom Gespräch mit der Wohngemeinschaft

Bewohner/in und Mitarbeiter der Wohngemeinschaft Cornichonstraße von Bethesda Landau

Fernsehinterview in Landau mit Matthias Rösch

Medieninteresse an der Sommertour

Persönliche Assistenz im Arbeitgeberinnenmodell in Bad Kreuznach

An meinem zweiten Tag der Sommertour habe ich In Bad Kreuznach Menschen mit Behinderungen besucht, die mit dem Arbeitgeberinnen- und Arbeitgebermodell Persönliche Assistenz und dem Persönlichen Budget ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden und in der Gemeinde führen. Beim Arbeitgeberinnen- und. Arbeitgebermodell persönlicher Assistenz stellen die Menschen mit Behinderungen ihre Assistentinnen und Assistenten selbst an, sie sind Chefin und Chef in ihrem Assistenzbetrieb. Marianne Münz ist nach über 30 Jahren aus dem Wohnheim der Kreuznacher Diakonie ausgezogen. Sie hat mir eindrucksvoll geschildert, was bei ihrem Umzug alles zu organisieren war. Nach langer Suche hatte sie endlich eine barrierefreie Wohnung von einem privaten Vermieter gefunden. Doch vor dem Unterschreiben des Mietvertrages musste erst die Kostenübernahme geklärt werden und gleichzeitig ein Team von Assistentinnen zusammengestellt. Wie bei jedem Umzug ist die Wohnungseinrichtung zu planen und zu beschaffen, wobei hier die behindertengerechte Anpassung dazu kommt. Der Aufwand hat sich für Marianne Münz gelohnt, sie fühlt sich in der Wohnung wohl und genießt die neu gewonnene Freiheit. Mittlerweile arbeitet sie außerhalb der Werkstatt für behinderte Menschen mit dem Budget für Arbeit im Projekt „inklusiv leben lernen“ und berät dort auch andere Menschen mit Behinderungen. Außerdem ist sie im Beirat des Bundesverbandes der evangelischen Behindertenhilfe engagiert – und hat mir passenderweise gleich ein Forderungspapier des Beirats zur Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes übergeben.

In ihrer Dachwohnung besuche ich Anita Ferres, die ebenfalls vor einigen Jahren aus der Kreuznacher Diakonie ausgezogen ist. Sie bringt den Unterschied zwischen dem Wohnheim und der eigenen Wohnung mit Persönlicher Assistenz auf den Punkt: „Ich kann selbst entscheiden, wann ich auf die Toilette gehe“.

Unterstützung beim Wechsel in die eigene Wohnung haben beide von der Kreuznacher Diakonie und vom Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen Bad Kreuznach erhalten. Zum Zentrum für selbstbestimmtes Leben (ZsL) geht es dann auch zum Abschlussgespräch für diesen Tag. Das ZsL hilft bei der Vermittlung und bei der Personalverwaltung der persönlichen Assistentinnen und Assistenten. Mittlerweile ist das ZsL Bad Kreuznach auch Träger der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) für die Region. Ebenfalls bei dem Gespräch dabei ist Karl-Heinz Seeger, Geschäftsführer der Wohnungsbaugenossenschaft Bad Kreuznach. Bezahlbarer und barrierefreier Wohnungsbau ist wichtiges Thema für das kommunale Wohnungsunternehmen, der Bedarf ist groß. Dazu werden die aktuellen Projekte vom Geschäftsführer vorgestellt.

Mit dem persönlichen Budget und dem Arbeitgeberinnen- und Arbeitgebermodell persönlicher Assistenz steigt die Lebensqualität für Menschen mit Behinderungen enorm, der Aufwand lohnt sich. Diese guten Erfahrungen müssen wir bei der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes und der Neubestimmung des Trägers der Eingliederungshilfe in Rheinland-Pfalz einbeziehen, damit die Möglichkeiten mit dem Persönlichen Budget und dem Arbeitgeberinnen- und Arbeitgebermodell Persönlicher Assistenz selbstbestimmt zu leben, flächendeckend in Rheinland-Pfalz angeboten werden kann, ist mein Fazit des zweiten Tags der Sommertour in Bad Kreuznach. Hier Bilder davon:

In der Wohnung von Anita Ferres

Zu Besuch bei Anita Ferress

Übergabe des Forderungskataloges von Marianne Münz
Gesprächsrunde in den Räumen des. ZsL Bad Kreuznach

Abschlussgespräch im Zentrum für selbstbestimmtes Leben Bad Kreuznach

Wohnungsgenossenschaft und inklusive Quartiersentwicklung in Trier

Wohnen im Quartier bietet die WOGEBE Wohnungsgenossenschaft Trier in der Thyrsusstraße an. Mit dem Besuch in Trier bei dem gemeinschaftliche Wohnprojekt beginnt der letzte Tag meiner Sommerreise. Bei der Wohnungsgenossenschaft, die auch das Quartiersmanagement der Sozialen Stadt Trier Nord übernommen hat, wurde von Anfang an gemeinsam mit den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohnern, Familien und Alleinstehenden, Älteren und Jüngeren, Menschen mit und ohne Behinderungen das Konzept erstellt und geplant. Die auf Kommunikation und Barrierefreiheit ausgelegte Bauweise überzeugt, in dem Gemeinschaftsraum finden gemeinsame Aktivitäten statt.

In der Nachbarschaft soll ein weiteres Wohnprojekt der WOGEBE entstehen. Der Geschäftsführer Herbert Schacherer erklärt dazu, dass unsere Landesförderungen für die soziale Wohnraumförderung für die Schaffung von barrierefreien und bezahlbarem Wohnraum gut geeignet ist. Eine Aussage die ich von verschiedenen Trägern höre. Mir gefällt die gute persönliche Atmosphäre und die vertrauensvolle Zusammenarbeit der WOGEBE und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner. Ein positives Beispiel im Jubiläumsjahr der Genossenschaften – und passend zum Jubiläum von Karl Marx in seiner Geburtsstadt.

Beim Gespräch im Café Balduin mit der Bürgermeisterin und Sozialdezernentin der Stadt Trier, Elvira Garbes, dem städtischen Behindertenbeauftragten Gerd Dahm und Vertreterinnen und Vertretern des Behindertenbeirates der Stadt Trier wurden aktuelle Themen zu Wohnen, aber auch zur Teilhabe am Arbeitsleben und zur inklusiven Bildung besprochen. Die Kommunen sind wichtiger Partner mit ihrer Planungshoheit und den kommunalen Wohnungsbaugesellschaften für die Schaffung von barrierefreiem und bezahlbarem Wohnraum. Die soziale Wohnraumförderung des Landes wurde gelobt, allerdings brauchen wir die Kommunen mit ihren Möglichkeiten, um mit unserer Förderung den entsprechenden Wohnraum vor Ort schaffen ist mein Fazit für den letzen Tag meiner Sommertour inklusiv Wohnen. Zum Abschluss der Sommerreise besuche ich dann noch die neue Demenz-Wohngemeinschaft des Club Aktiv mitten in Trier Ehrang für ältere Menschen mit Behinderungen. Hier Bilder vom Besuch in Trier:

Gruppenbild vor dem Gemeinschaftsraum

Vor dem Gemeinschaftsraum mit Bewohner/innen und WOGEBE Mitarbeiterinnen in der Thyrsusstraßee

Bewohnerin mit Rollstuhl mit. Außenansicht des Gebäudes

Bewohnerin vor dem Wohngebäude

Gesprächsrunde am Tisch im Café

Gesprächsrunde im Café Balduin

Insgesamt habe ich bei meiner Sommerreise habe ich viele gute Beispiele für inklusives Wohnen kennengelernt und Menschen mit Behinderungen getroffen, die ein selbstbestimmtes Leben außerhalb von Einrichtungen führen. Sie machen vor, wie die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen konkret umgesetzt werden kann. Mit der Ausführung des Bundesteilhabegesetzes in Rheinland-Pfalz haben wir die Möglichkeit, inklusives Wohnen zu erleichtern und damit gleichwertige Lebensverhältnisse für die Menschen mit Behinderungen im Land zu erreichen, so meine Bilanz der Sommertour 2018.

Inklusionstour nach Wien

Diese Woche hat unsere Inklusionstour nach Wien stattgefunden. Mit einem barrierefreien Reisebus, 38 Mitreisenden aus dem Landesteilhabebeirat, von kommunalen Behindertebeauftragten, der betrieblichen Schwerbehindertenvertretung, Werkstatträten und Bewohner_innenbeiräten, einem vollen Programm und viel Neugier auf die Umsetzung von Inklusion und Barrierefreiheit in Österreich sind wir am Montag gestartet.

Reisegruppe der Inklusionstour nach Wien

Am ersten Tag besuchten wir die Assistenzgenossenschaft WAG. Die Genossenschaft wurde von Menschen mit Behinderungen gegründet, die auf persönliche Assistenz angewiesen sind. Mittlerweile ermöglicht die WAG 300 Kundinnen und Kunden mit 650 Assistentinnen und Assistenten ein selbstbestimmtes Leben außerhalb von Einrichtungen, erläutert Roswitha Schachinger, Geschäftsführerin der WAG. Die WAG ist in Wien und angrenzenden Bundesländern aktiv. Die Finanzierung der Assistenz wird als Direktleistung in Form eines persönlichen Budgets an die Assistenznehmerinnen und -nehmer bezahlt, die dann die Assistenzleistungen bei der WAG einkaufen können. Problematisch ist die unterschiedliche Gesetzeslage, Assistenzleistungen sind in Österreich reine Ländersache. Auch die Vergütung der Assistenz ist noch nicht ausreichend gesorgt, die WAG braucht 25 Euro für die Stunde Assistenz, die Stadt Wien zahlt jedoch nur 16 Euro für die Stunde an Assistenzbedarf.

Von aktuellen politischen Erfolgen konnte Martin Ladstätter, Obmann von Bizeps, dem Zentrum für selbstbestimmtes Leben in Wien berichten. Barrierefreiheit ist ab 2018 für Unternehmen verpflichtend, wenn sie öffentlich zugängliche Produkte und Dienstleistungen anbieten. Bizeps wird eine der Verbände sein, die ein Klagerecht bei Verstößen gegen die Regelungen haben werden. Aus einer Selbsthilfegruppe hervorgegangen verbindet Bizeps Beratung von und für Menschen mit Behinderungen und politische Interessenvertretung.

Roswitha Schachinger, Geschäftsführerin der WAG und Martin Ladstätter, Obmann von Bizeps

In einer weiteren Gesprächsrunde erfuhren wir von Oswald Foellerer von seiner Arbeit in der Selbstvertretung von Menschen mit Lernschwierigkeiten, die vielfältig in die Entscheidungen und Gremien einbezogen werden. Der österreichische Behindertenanwalt Hansjörg Hofer berichtete von den Schlichtungsverfahren, die auf Grundlage des Bundes-Behinderten-Gleichstellungsgesetzes in Österreich durchgeführt werden. Seit dem Jahr 2004 können Menschen mit Behinderungen gegen Unternehmen vorgehen, die Menschen mit Behinderungen diskriminieren. Über 2400 Schlichtungsverfahren wurden in den vergangenen Jahren durchgeführt, davon waren 45 Prozent erfolgreich. Unternehmen sind bei festgestellten Diskriminierungen Schadenersatz zu leisten, wenn zum Beispiel eine Gaststätte mit einer Stufe für Rollstuhlnutzer_innen nicht zugänglich ist. Schlichtungsstellen gibt es in allen Ländern und beim Behindertenanwalt, der im Bundessozialministerium angesiedelt ist.

Bei den Verfahren wird die Zumutbarkeit für das Unternehmen geprüft. Kriterien sind die Wirtschaftsstärke des Unternehmens, die Kosten zur Beseitigung der Diskriminierung, die Zeit seit Inkrafttreten der gesetzlichen Regelung, die Möglichkeit öffentlicher Förderung und die Nutzung durch Menschen mit Behinderungen. Erfolgreiche Schlichtungsverfahren wurden zum Beispiel gegen den ORF geführt, der daraufhin 100 Prozent Untertitelung seiner Sendungen umsetzte oder Verkehrsunternehmen wurden zur Barrierefreiheit verpflichtet. Bisher sah das Gesetz jedoch keine Verpflichtung zur tatsächlichen Beseitigung der Diskriminierung vor. Ab 2018 ist für große Unternehmen auch dies geregelt und Behindertenverbände können als „Klagsvereine“ die Rechte einfordern.

Selbstvertreter Oswald Foellerer

Behindertenanwalt Hansjörg Hofer

Am Nachmittag ging es dann zur Wirtschaftsuniversität Wien. Renommierte Architekturbüros haben den neuen Campus und seine Gebäude zwischen Prater Und Messe Wien gestaltet. Auch hier waren Menschen mit Behinderungen als Expert_innen zur Barrierefreiheit beteiligt. Hier Eindrücke von der Besichtigung der Universität:

Rundgang über den Campus

Universitätsgebäude geplant von der Architektin Zaha Hadid mit Leitsystem für blinde und sehbehinderte Menschen und Rampen

Ausstattungselemente mit Braille-Beschriftung

Ute Germann in gelber Uni-Umgebung

Auch inhaltlich beschäftigt sich die Wirtschaftsuniversität Wien mit dem Thema Menschen mit Behinderungen. Professorin Heike Mensi-Klarbach vom Institut für Gender und Diversität an der WU Wien berichtete und diskutierte die Forschung zur Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen in Unternehmen. Welche Rolle spielt die Ausgleichsabgabe und was hat die Haltung von Unternehmen zu Leistung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit der Bereitschaft zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen zu tun waren Themen der Gesprächsrunde zum Abschluss unseres Besuchs an der Wirtschaftsuniversität.

Gesprächsrunde mit Professorin Dr. Heike Mensi-Klarbach (rechts)

Am dritten Tag unserer Inklusionstour ging es in das Bundessozialministerium Österreichs. Kurz vor der Parlamentswahl hat das Parlament in in seiner letzten Sitzung noch umfangreiche gesetzliche Verbesserungen beschlossen. Das Budget des Bundes für Arbeitsmarktmaßnahmen wurde drastisch erhöht und das Bundesbehindertengleichstellungsgesetz erweitert berichtete der Sektionsleiter Mag. Manfred Pallinger. Besonders interessant für uns war, dass bei Pflegeleistungen die Kostenbeteiligung von Angehörigen in Österreich abgeschafft wurde.

Aus den Berichten vom Sektionsleiter Pallinger und seinen Kolleginnen und Kollegen wurde deutlich, wie wichtig die UN-Behindertenrechtskonvention für ein Umdenken in der Behindertenpolitik ist. Auch in Österreich wird seit 2012 mit einem Aktionsplan gearbeitet. Im Jahr 2016 hat Österreich die amtliche Übersetzung der UN-Behindertenrechtskonvention überarbeitet, auch mit der richtigen Verwendung des Begriffs „Inklusion“ statt „Integration“.

Sektionsleiter Pallinger bekommt einen rheinland-pfälzischen Staffelstab zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention überreicht

Von der Arbeit des Monitoring-Ausschuss berichtete seine Vorsitzende Christina Wurzinger. Das Monitoring der UN-Behindertenrechtskonvention findet in Österreich sehr Partizipationen statt. Dazu wurde ein Ausschuss mit sieben Vertreterinnen und Vertretern aus den Verbänden der Menschen mit Behinderungen gebildet. Zur Arbeit gehören auch zwei größere öffentliche Sitzungen des Monitoring-Ausschusses pro Jahr, in denen Menschen mit Behinderungen ihre Erfahrungen zu Schwerpunktthemen einbringen. Auch in jedem Bundesland wurde ein Monitoringausschuss eingerichtet. Bei den Sitzungen des Ausschusses findet halbstündlich eine Zusammenfassung in leichter Sprache statt, damit Alle, auch die Selbstvertreter_innen der Menschen mit Lernschwierigkeiten beteiligt werden. Eine Wirkung der Arbeit ist, dass das Sachwalterrecht (rechtliche Betreuung) kritisch diskutiert wurde und folgend in ein Erwachsenenschutzgesetz mit Schwerpunkt der unterstützten Entscheidungsfindung anstatt stellvertretenden Entscheidung umgewandelt wurde.

Christina Wurzinger stellt die Arbeit des Monitoringausschuss vor

Nach vielen interessanten Informationen ging es dann zu einer Stadtführung durch Wien.

Stadtführung vor der Hofburg

Fazit

Von unserem Besuch in Wien, unserer mittlerweile sechsten Inklusionstour, habe ich eine Fülle von Anregungen für unsere Arbeit mitgenommen. Beeindruckt hat mich die intensive Einbeziehung der Menschen mit Behinderungen beim Monitoringausschuss für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Ein Erfolg ist, dass Sachwaltungen – das entspricht unseren rechtlichen Betreuungen – gesetzlich neu geregelt wurden und nun die Unterstützung der Entscheidungsfindung im Mittelpunkt steht. Das vor kurzem die Kostenbeteiligung von Angehörigen bei Pflegeleistungen in Österreich abgeschafft wurden ist ebenfalls vorbildlich. Und ein gutes Beispiel sind die Antidiskriminierungsregelungen, bei den seit über zehn Jahren auch private Anbieter von öffentlich zugänglichen Diensten und Produkten einbezogen sind. In der letzten Parlamentssitzung vor der Wahl in Österreich wurde sogar beschlossen, dass die privaten Unternehmen nicht nur zu einem Schadenersatz verpflichtet sind, sondern die Barrieren auch beseitigt werden müssen. Zur Durchsetzung dieser Rechte wurde für die Behindertenverbände eine Klagebefugnis gesetzlich verankert. In diesem Punkt sind wir in Deutschland mit wirksamen Antidiskriminierungsregelungen für Menschen mit Behinderungen ein Notstandsgebiet und könnten eine Entwicklungshilfe aus unserem Nachbarland gut gebrauchen.

Bahntour mit der Regenbogen Redaktion

Seit dem Jahr 2014 ist der Bahnhof in Bad Kreuznach endlich barrierefrei. Zahlreiche Demonstrationen und Aktionen waren dazu notwendig. Seit Ende 2015 fahren das Eisenbahnunternehmen vlexx und die DB Regio Bad Kreuznach mit den passenden Fahrzeugen an, die barrierefrei nutzbar sind. Jetzt kommt es auf die Menschen mit Behinderungen an, dass diese Angebote für barrierefreie Mobilität gut genutzt werden. Deshalb war ich diese Woche mit Silke Haas und Thorsten Friemann mit der Bahn unterwegs. Beide sind selbst auf den Rollstuhl angewiesen und Redakteurin und Redakteur der Regenbogen-News der Kreuznacher Diakonie.

Wir treffen uns am Bahnhofsplatz in Bad Kreuznach. Zunächst planen wir die Tour. Dafür hilft die DB-Navigator-App. Zusätzlich gibt es die Bahnhof Live App der Deutschen Bahn, auf ihr wird in Echtzeit angezeigt, ob die Aufzüge auch funktionieren. Außerdem gibt es hier die Telefonnummern der 3S-Zentralen für jeden Bahnhof, die angerufen werden kann wenn, es Probleme bei der Fahrt gibt.

Treffen mit Silke Haas und Thorsten Frimann in Bad Kreuznach


Fahrt planen mit dem DB Navigator

Alle Aufzüge am Bad Kreuznacher Bahnhof funktionieren – Screenshot von der Bahnhof Live App


Weiter geht es mit den Aufzügen zum Zug an Gleis 3. als der Zug einfährt wird das etwas aufregend. Welche von den vier Türen ist die richtige zum Rollstuhlabteil? Das ist nicht leicht zu erkennen, hier wäre ein größeres Rollstuhl-Symbol hilfreich. Der Eingang ist ohne Stufe und an jeder Tür fährt eine Spalte Überbrückung heraus. Allerdings hat das Gleis in Bad Kreuznach eine leichte Kurve, so dass immer noch eine restliche Lücke bleibt. Vorsichtig probiert Silke Haas mit ihrem Elektrorollstuhl die Überfahrt aus. Es funktioniert und wir nehmen die Rollstuhlplätze neben dem großen behindertengerechten WC ein. 

Wir haben uns nichts vorangemeldet, das ist im Nahverkehr nicht notwendig. Wer allerdings unsicher ist, für den und die empfiehlt sich eine Voranmeldung beim Verkehrsunternehmen. Zu uns kommt der freundliche Zugbegleiter und bietet seine Hilfe im Bedarfsfall an. In jedem Zug sind Rampen vorhanden, falls der Spalt doch zu groß ist oder eine Stufe überwunden werden muss, wie an den größeren Knotenbahnhöfen in Mainz oder Saarbrücken. „Der Weg ist das Ziel“ ist Motto für die kommende Strecke, die Eisenbahnstrecke an der Nahe gilt als eine der landschaftlich schönsten Rheinland-Pfalz. 

Einstieg in den Zug nach Bad Sobernheim

Auf den Rollstuhlplätzen im vlexx

Am Ziel – Stärkung im Eiscafé


Zurück geht es wieder über die Aufzüge in Bad Sobernheim auf das Gleis in Richtung Bad Kreuznach. Der Zugführer der kommenden Regionalbahn gibt es den Tipp, den kurz darauf folgenden Regionalexpress zu nutzen, weil dort weniger Fahrgäste und mehr Platz ist. Diesen hilfreichen Hinweis nehmen wir an, ein paar Minuten später kommt der Regionalexpress Richtung Mainz und nimmt uns mit.

Auf dem Bahnsteig in Bad Sobernheim

Einstieg mit dem Elektrorollstuhl

Gut angekommen im Zug


Für Silke Haas du Torsten Frieman war das eine gute Erfahrung. Beide wollen weitere Touren unternehmen und darüber schreiben – und andere Menschen mit Behinderungen ermutigen die Bahn zu nutzen. Schließlich sind weitere Ziele wie Bingen, Mainz, Saarbrücken, Kaiserslautern und viele weitere jetzt barrierefrei erreichbar. Unter folgendem Link gibt es die Karte von dertakt.de über die barrierefreien Bahnstationen in Rheinland-Pfalz. Gut wäre allerdings, zusammen mit den Verkehrsunternehmen einen Probetag zu machen, bei dem an einem stehenden Fahrzeug in aller Ruhe das Ein- und Aussteigen und die Ausstattung des Zuges ausprobiert werden kann. 

Barrierefrei arbeiten im Künstlerhaus Edenkoben

Ein Zusatztermin bei meiner Sommerreise „Inklusiv Arbeiten“ war der Test der barrierefreien Stipendiatenwohnung im Künstlerhaus Edenkoben. Im Künstlerhaus Edenkoben wohnen und arbeiten für mehrere Monate die StipendiatInnen und Stipendiaten der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur. Schwerpunkt sind Schriftstellerinnen und Schriftsteller, aber auch einen Atelier für bildende Künstlerinnen und Künstler ist dabei. Eine der Wohnungen in dem 1837 entstandene Gebäude, das idyllisch in den Weinbergen bei Edenkoben liegt, ist nun mit viel Engagement der Landesstiftung barrierefrei umgebaut worden. Jetzt können auch StipendiatInnen und Stipendiaten mit Behinderungen dort tätig sein. Kurz bevor der erste Stipendiat dort einzieht konnte ich die Wohnung testen. Hier sind hervorragende Bedingungen, dass Künstlerinnen und Künstler mit Behinderungen kreativ tätig sein können und ihrer Arbeit nachgehen können. Ich bin sehr beeindruckt von diesem bundesweit einmaligen Angebot. Hier Bilder von der neugestalteten barrierefreien Wohnungen:

Neu gestalteter Zugang zur barrierefreien Wohnung im Künstlerhaus Edenkoben mit Behindertenparkplatz

Zugang zur Wohnung mit Küche in Richtung Wohn- und Arbeitszimmer

Das Arbeits- und Schlafzimmer – mit kreativer Lösung: das Bett kann auf Rollen verschoben werden, so dass der Einstieg von rechts oder links möglich ist.

Die Küchenzeile mit höhenverstellbarer Arbeitsplatte und Schränken

Das barrierefreie Bad der Wohnung

Der neugestaltete Weg durch den Garten führt zum neuen barrierefreien Zugang zum Veranstaltungsraum Kaminzimmer

Der Garten und die Umgebung des Künstlerhauses

Ein Sekt mit Hans Thill, dem Leiter des Künstlerhauses und mit Edmund Elsen, dem Geschäftsführer der Landesstiftung Kultur auf die gelungene Arbeit für Inklusion und Barrierefreiheit im künstlerischen Bereich


Ab Herbst soll auch der Hof des Künstlerhauses Edenkoben umgebaut werden, so dass auch hier der barrierefreie Zugang zu den Räumen und zu dem Veranstaltungsraum verbessert wird.

Integrationsbetrieb Delfin – saubere Wäsche in Hachenburg

Der zweite Tag meiner Sommerreise „Inklusiv Arbeiten“ führte nach Hachenburg. 37 Beschäftigte, davon 22 Menschen mit Behinderungen; in dem Integrations Betrieb Delfin arbeiten Menschen mit und ohne Behinderungen zusammen. Und das unter den Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarkts. Alle haben einen regulären Arbeitsvertrag und der Betrieb muss sich wirtschaftlich rechnen. 250 Kundinnen und Kunden von soziale Einrichtungen über Gastronomie, Hotels und privat Personen gehören zur Kundschaft das Integrations-Betriebs. In den letzten Jahren konnte das Auftragsvolumen verdoppelt werden. Damit können die Arbeitsplätze für die behinderten und nichtbehinderten Menschen im Betrieb gesichert werden, erläutert mir der Geschäftsführer er hat Erhard Hauptmann. Regelmäßige Investitionen gehören dazu, zum Beispiel das mitdenkende Regal, dass beim Wäsche sortieren hilft. Die Etiketten der Wäschestücke werden ein gescannt und dann zeigt ein Grüner Leuchtpunkt am Regal, wo das Wäschestück hingehört. Das Regal erkennt auch, wenn das Wäschestück in das falsche Fach gelegt wird, ein orangener Punkt leuchtet auf. Hier die Fotos dazu:

Das Wäscheregal, dass du mit hilft die Wäsche richtig zu sortieren

Ein Grüner Punkt am Regal leuchtet auf, hier gehört die Wäsche hin

Ein orangener Punkt leuchtet auf – das war das falsche Fach


Herr Pfeiffer war bei einem Büro Versandhändler im kaufmännischen Bereich tätig. Durch eine Stellenreduzierung verlor er seinen Job. Als Mensch mit Behinderung was schwer, eine neue Arbeitsstelle zu finden. Drei Jahre war er arbeitslos. Dann hat er die Arbeit im Integrationsbetrieb Delfin gefunden, wo ihr in verschiedenen Bereichen tätig ist. Er erläutert mir die Funktion des Wäschesortierregals, das die Qualität der Arbeit verbessert, aber auch eine wichtige Hilfe für Menschen mit Lernschwierigkeiten und Menschen mit Lese und – schreibschwäche ist. Zum barrierefreien Arbeiten gehört auch, dass ich mit dem Rollstuhl über die Rampe am Eingang bequem in die Wäscherei hinein komme, auch eine Behindertentoilette ist vorhanden. Hier noch weitere Eindrücke vom Besuch des Integrations Betriebs Delfin:

Besuch des Integrationsbetriebs Delfin zum mit der Geschäftsführerin der Gesellschaft für Behindertenarbeit Helena Schuck und dem Stadtbürgermeister Karl-Wilhelm Röttig

Mit dem Leiter der Wäscherei Delfin Erhard Hauptmann bei der Betriebsbesichtigung

Im Gespräch mit Mitarbeitern des Integrationsbetriebs


In Rheinland-Pfalz gibt es 70 Integrationsbetriebe. 900 Menschen mit Behinderungen und 2100 nichtbehinderte Menschen arbeiten in den verschiedenen Betrieben. Die Förderung von Integrationsbetrieben steht allen Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarkt offen, also sowohl privatwirtschaftlichen Betrieben, als auch Unternehmen in der Trägerschaft sozialer Organisationen. Weitere Betriebe können gerne gefördert werden, Informationen hierzu gibt es beim Sozialministerium oder beim Integrationsamt.

Biketour von Westerburg nach Walmerod

Zum Ausgleich für die Arbeit ist Freizeit wichtig. Im zweiten Teil meines Besuchs im Westerwald teste ich die Barrierefreiheit des Radwegs von Westerburg nach Walmerod. Dazu habe ich mein E-Handbike mitgenommen. Gemeinsam in einer Radgruppe mit Uli Schmidt vom Forum soziale Gerechtigkeit und dem Verbandsbürgermeister Gerhard Loos begeben wir uns auf die etwa 10 km lange Strecke. Der Radweg liegt auf einer ehemaligen Bahnstrecke und hat deswegen kaum Steigungen und Gefälle. Die Oberfläche ist gut berollbar und auf der Strecke gibt es herrliche Aussichten in die Landschaft des Westerwaldes. Kurz vor Weimar Roth verlässt der Radweg allerdings die ehemalige Bahntrasse, ein steiler Abstieg und eine steile Auffahrt verhindern eine gute Nutzung mit dem Handbike. Hier wäre eine Alternativ Route mit einer flacheren Wege Führung notwendig.

Wir fahren zurück nach Westerburg und treffen uns im Pari-Zentrum zum Auswertungsgespräch. Der Radweg von Westerburg nach Walmerod hat viel Potenzial für eine barrierefreie Bike-Tour. Allerdings müssten noch Alternativrouten und eine bessere Radwegeführung in das Zentrum von Westerburg, wo eine Behinderten Toilette ist, geplant und umgesetzt werden. Nicht nur der barrierefrei Tourismus ist eine Chance für die Region, im der Tourismusbranche gibt es auch ein gutes Potenzial für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen. Viele Integrationsbetriebe und Arbeitsplätze im Budget für Arbeit sind Beherbergungsbetrieben, Gastronomie und Service entstanden und möglich. Hier Fotos von der Bike-Tour im Westerwald:

 Die Radgruppe am Start des Radwegs in Westerburg 

Abschlussrunde im Pari-Zentrum in Westerburg – auch die Arbeit des Zentrums für leichte Sprache wird hier vorgestellt


Leider konnte ich gesundheitsbedingt nicht beim dritten Tag der Sommertour dabei sein. Trotzdem mein ganz herzlichen Dank an das Projekt schwer-begabt in der Südpfalz für ihre tolle Arbeit und die großartige Organisation der Tour.