Sommerreise: Inklusiv Arbeiten

Der erste Tag meiner Sommerreise zum Thema inklusiv Arbeiten für Menschen mit Behinderungen führt mich in die Eifel und nach Trier. Ich will Menschen mit Behinderungen treffen, die mit dem Budget für Arbeit eine Stelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gefunden haben.  Dazu geht es zunächst in das Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen (ZsL) nach Bitburg. Edith Bartelmes empfängt mich, sie ist schon seit Jahren in der Unterstützung von Menschen mit Behinderungen aktiv, insbesondere für die Qualifizierung und Vermittlung in das Arbeitsleben. Mit dabei ist Monika Schuster von der Kreisverwaltung. Sie hat in ihrer Master Arbeit die Nutzerinnen und Nutzer des Budget für Arbeit im Eifelkreis befragt. Bei den Budgetnutzerinnen und – Nutzern gibt es eine hohe Zufriedenheit. Besonders wichtig ist Ihnen, dass sie ein Gehalt bekommen, mit dem sie Miete und ihre Ausgaben selbst finanzieren können. Mit dem Budget für Arbeit werden Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber dauerhaft finanziell unterstützt, wenn sie Menschen mit Behinderungen eine reguläre sozialversicherungspflichtige und tarifentlohnte Arbeitsstelle alternativ zu einem Platz in der Werkstatt für behinderte Menschen geben. Und das ist auch der unterschied zu einer Werkstattbeschäftigung, bei der ein geringeres Entgelt an die Menschen mit Behinderungen gezahlt wird, die in der Regel weiterhin auf Sozialleistungen wie die Grundsicherung angewiesen sind.

Weiter fahre ich zur Kreisverwaltung. Dort treffe ich Timo Göbel, er ist Hausmeisterhelfer und nutzt seit fünf Jahren das Budget für Arbeit. Er kümmert sich um die Außenanlagen, hilft beim Umstellen der Möbel und füttert besonders gerne den Schredder. Das ZSL Bitburg hat ihn beim Einstieg in den Job unterstützt. Seine Arbeit macht er gerne, ich habe den Eindruck, dass er richtig gut anpacken kann.

Im anschließenden Gespräch mit dem Landrat Joachim Streit bestätigen die guten Erfahrungen mit dem Budget für Arbeit. Landrat Streit will bei der nächsten Versammlung der Ortsbürgermeisterinnen und -Bürgermeister dafür werben, dass in den Gemeinden vor Ort Menschen mit Behinderungen über das Budget für Arbeit als Gemeindearbeiterinnen und -arbeiter oder als Hausmeisterhelferin und -helfer eingestellt werden. Mobilität ist ein großes Problem in dem ländlichen Flächenlandkreisfür die Inklusion im Arbeitsleben. Es ist schwierig, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeitsstelle zu kommen. Im Rahmen des über ÖPNV Konzept Rheinland-Pfalz Nord sollen in den kommenden Jahren mit Ausschreibungen die Busverbindungen verbessert werden und Anruf-Sammeltaxis eingerichtet werden. Das wird eine enorme Hilfe für die Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, bei der Arbeit und im Bereich Bildung. Ich habe einen guten Eindruck von meinem Besuch in Bitburg, hier arbeiten engagierte Menschen und Organisationen zusammen, um Inklusion im Arbeitsleben zu ermöglichen. Hier Bilder von dem Besuch in Bitburg:

Monika Schuster (rechts im Bild) erläutert die Ergebnisse ihrer Masterarbeit zum Budget für Arbeit

Timo Göbel (Mitte) mit Landrat Joachim Streit (2. von rechts) und Kolleginnen und Kollegen


Weiter geht es in die Stadt Speicher zu Ugur Toprak. Er kümmert sich in der Gemeinde um die Grünanlagen und um den Friedhof.  Der Rasenmäher ist sein wichtigstes Arbeitsgerät. Mittlerweile hat für den Führerschein gemacht, eine enorme persönliche Entwicklung wurde dadurch ermöglicht. In seiner Freizeit spielt der Fußball in seinem Heimatort, seine Stärken sind Torwart und Verteidigung. Hier sind Fotos von der Begegnung:

 

Ugur Toprak erklärt mir die Arbeitsgeräte und seiner Arbeit

Ugur Toprak mit Kollegen und Edith Bartelmes


Dann geht es nach Trier. Im kommenden Jahr wird das Budget für Arbeit bundesweit eingeführt. In Rheinland-Pfalz arbeiten wir damit seit über zehn Jahren. Stefan Frick hat Jubiläum, seit zehn Jahren ist der Nutzer des  Budget für Arbeit. Er arbeitet als Hausmeisterhelfer im Priesterseminar –  wobei die Seminaristen (und eine Seminaristin) mittlerweile in Frankfurt sind und in dem Gebäude in der Trierer Innenstadt mittlerweile die Verwaltung der Caritas und der Kindertagesstätten untergebracht sind. Stefan Frick war einer der ersten Schüler im gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern und Jugendlichen. Das Budget für Arbeit hat ihm die Stelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglicht. Er kümmert sich um die Grünanlagen und hilft bei Hausmeistertätigkeiten. Ehrenamtlich engagiert er sich in der freiwilligen Feuerwehr in seinem Heimatort. Hier Bilder vom Besuch im Priesterseminar:

Stefan Frick im Hof des Priesterseminars in der Trierer Innenstadt


Im Demenz-Zentrum in Trier treffe ich Susanne B.. Sie hat beim ZsL Bitburg den ambulanten Berufsbildungsbereich absolviert und wurde dann über das Budget für Arbeit vermittelt. Hier ist auch die Arbeitsagentur mit einem Budget eingestiegen. Die gute Vernetzung und Zusammenarbeit der zuständigen gehören mit dem ZSL Bitburg zu Gunsten der betroffenen Menschen wird hier deutlich. Mit Susanne B treffe ich eine junge und selbstbewusste Frau mit Behinderung, die Ansprechpartnerin für die Besucherinnen und Besucher ist, die für die Organisationen, die korrekt geführte Handkasse verantwortlich ist und bei dem Einsatz der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Demenzzentrum hilft. Für sie ist das schönste, wenn sich die Menschen selbst mit fortgeschrittener Demenz an sie und ihren Namen erinnern. Die Leiterin des Terminszentrums Uschi Wihr schildert,  wie zurückhaltend und schüchtern Susanne B. früher war.  Das kann ich kaum glauben. Zeit zu haben in der Qualifizierung von Susanne B. War ausschlaggebend, um einen guten Einstieg  in die Tätigkeit und in das Team zu bekommen. Das war nach Aussage von Uschi Wihr ausschlaggebend für den Erfolg der Zusammenarbeit. Hier ein Foto von dem Gespräch im Demenzzentrum:

Uschi Wihr und Budgetnutzerin Susanne B.


Ein aufschlussreicher Tag in der Eifel und Trier. Ich habe Mensch mit Behinderungen. getroffen, die alle durch das Budget für Arbeit und die Tätigkeit in einem regulären Betrieb eine enorme persönliche Entwicklung gemacht haben. Sie sind ehrenamtlich in ihren Gemeinden engagiert. Alle habe ich gefragt, welche Ziele und Wünsche sie noch haben. Alle haben gesagt,  es soll so bleiben, wie es ist. Das zeigt die hohe Zufriedenheit mit der Arbeit, die durch das Budget ermöglicht wird. Über 400 Menschen mit Behinderung nutzen mittlerweile das Budget für Arbeit. Es gibt 15.000 Beschäftigte in den Werkstätten für behinderte Menschen in Rheinland-Pfalz, also noch viel Potenzial für den Übergang von der Werkstatt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Die bundesweite Einführung des Budget für Arbeit wird hoffentlich einen weiteren Schub für dieses inklusive Arbeitsmarktinstrument geben. Dazu hat auch das große Interesse der Medien an diesem Tag beigetragen:

Interviews zur Sommerreise und zum Budget für Arbeit

Ein Gedanke zu „Sommerreise: Inklusiv Arbeiten

  1. Hallo Matthias Rösch,
    sehr gut ein Beispiel der Möglichkeiten zur Teilhabe am Arbeitsleben.
    Umsetzung Budget für Arbeit durch das ZsL in Trier.
    Haarscharf vorbei an der Verpflichtung Art.64 der Landesverfassung RLP:
    Das Land,die Gemeinden und Gemeindeverbände schützen behinderte Menschen vor Benachteiligungen und wirken auf die Gleichwertigkeit ihrer Teilhabe hin.
    Vielleicht wäre eine Winterreise sinnvoll das Land, die Gemeinden und Gemeindeverbände an den Verfassungsauftrag zu erinnern!
    In der Hoffnung , den Verfassungsauftrag in RLP gleichwertig umgesetzt zu wissen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Christina Fuchs

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