Filmpremiere in Gebärdensprache

Der große Saal des Cinestar in Mainz war  voll besetzt. Grund war die Premiere des Spielfilms „Stille Angst“. Es ist der zweite Film von einem gehörlosen Regisseur mit gehörlosen Schauspielerinnen und Schauspielern in Deutschland. Fünf Jahre haben der in Koblenz lebende Regisseur Manfred März und sein Team an dem Projekt gearbeitet. 

Gestern war es dann soweit. Vor zahlreichem Publikum aus der Gehörlosen-Gemeinschaft wurde der 190 Minuten dauernde Film zum ersten Mal aufgeführt. Bei dem Film geht es um Lena, eine junge gehörlose Frau, die ihre Traumhochzeit platzen lässt um mit einem anderen Mann zusammen zu sein. Die Beziehung entwickelt sich zu Abhängigkeit und Gewalt. Wie sich Lena aus dieser Beziehung lösen kann, zeigt der Film, der auf wahren Begebenheiten beruht.

Auch die Koblenzer Polizei war bei dem Projekt beteiligt. Was nutzt ein Warnschuss, wenn ich einen gehörlosen Täter verfolge? Wie nehme ich die Anzeige einer gehörlosen Frau auf, die  von ihrem Freund misshandelt wurde? Durch den Film wird deutlich, mit welchen Situationen die Polizei konfrontiert sein kann und ist. Auch die Schwierigkeiten, gebärdensprachkompetente psychotherapeutische Beratung zu finden kommt zum Ausdruck. Hier konnte ich einiges für meine Arbeit an Anregungen mitnehmen. Einen Gebärdensprache-Grundkurs für Polizistinnen und Polizisten wäre sicherlich hilfreich. Das will ich für unsere Zielvereinbarung „Menschen mit Behinderungen und Polizei“ aufnehmen.

„Stille Angst“ gibt einen Einblick in die Lebenswelt gehörloser Menschen. Der Film eines gehörlosen Regisseurs  mit gehörlosen Schauspielerinnen und Schauspieler ist ein wichtiges Signal für die Gebärdensprach-Kultur. Für Hörende ist der Film untertitelt. Ich freue mich, dass wir mit dem Förderprogramm „barrierefrei, Inklusiv und fair“ der Stiftung der Sparda Bank Südwest das Projekt unterstützen konnten. Hier Bilder von der Premiere:

  
Voll besetzter Kinosaal im Cinestar Mainz

  
Gebärdenapplaus im Kino

  
Autogrammstunde nach der Premiere

Apps für die Polizei

Welche Apps können die Kommunikation zwischen der Polizei und Menschen mit Behinderungen unterstützen? Im Rahmen der Werkstatt Neue Medien setzten sich vier Studierende der Polizei-Fachhochschule Hahn mit dieser Frage auseinander. Sie machten sich auf der Suche nach bereits vorhandenen Programmen für Smartphones. Und sie wurden fündig. Das Ergebnis haben sie vor einigen Tagen bei einem Termin im Innenministerium vorgestellt.

Es gibt Programme, mit denen Gebärdensprach-Dolmetscher und -Dolmetscherinnen eingeblendet werden können. Mit anderen Apps können Texte leicht vervollständigt werden. Für blinde und sehbehinderte Menschen gibt es ein Programm, das Geldscheine erkennt. Schriftstücke der Polizei können mithilfe eines Lupen-Programms vergrößert werden. Mit dem Tipp-Talker können Menschen mit Sprachbehinderungen anhand von Bildern auf Smartphone oder Tablet kommunizieren.

Die vier Bachelor-Studentinnen und -Studenten haben eine umfangreiche Sammlung von Programmen zusammengestellt. Diese können weiter ausgewählt und eventuell angepasst werden, um für den Einsatz in der Polizeiarbeit angewendet zu werden. Die Gebärdensprachdolmetsch-App iSignIt könnte zum Beispiel für polizeispezifische Begriffe erweitert werden. Weitere Themen für die Studierenden an der Polizeifachhochschule sind also reichlich vorhanden.

Ich freue mich, dass unsere Zielvereinbarung „Menschen mit Behinderungen und Polizei“ auch vom Nachwuchs der Polizei engagiert mit Leben gefüllt wird. Inklusion bedeutet schließlich, dass Menschen mit Behinderungen und die Polizei mitten Quartier und im Alltag sich viel öfter begegnen werden. Dafür ist gute Kommunikation und Wissen voneinander wichtig.

Hier gibt es die Arbeit mit der Sammlung zu den verschiedenen Apps.

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Die Studierenden der Polizei-Fachhochschule bei der Präsentation ihrer Arbeit

Hinweis: Stiftung Barrierefrei Kommunizieren aus Berlin hat mich darauf hingewiesen, dass sie eine umfangreiche Datenbank hat, in der auch Apps für Menschen mit Behinderungen verzeichnet sind. Danke für den Hinweis, die Datenbank ist eine Fundgrube 🙂
Der Link zur Datenbank ist www.barrierefrei-kommunizieren.de/datenbank/ . Bei der erweiterten Suche den Begriff „App“ bei Produktname eingeben und schon geht es los.
(Matthias Rösch, 9. Juni 2014)