Der andere 5. Mai – Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen

Screenshot des Startbildes der Videobotschaft zum Protesttag am 5. Mai 2020. Titel des Videos vor dem Hintergrund des Gutenbergplatzes mit Theater und Dom in MainzWegen der Corona-Krise findet der Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen in diesem Jahr digital statt. Bei der Online-Demo unter dem Motto “Behinderung macht #Unsichtbar“ auf www.maiprotest.de habe ich mich mit einem Video – Grußwort beteiligt. Hier der Text meines Beitrages (es gilt das gesprochene Wort):

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

dieser 5. Mai ist anders als die bisherigen Protesttage für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen.

Normalerweise wäre ich als Landesbehindertenbeauftragter jetzt viel unterwegs, vor Ort in den Städten und Gemeinden in Rheinland-Pfalz. Dort, wo die Menschen mit Behinderungen demonstrieren, Veranstaltungen und Aktionen durchführen, um für ihre Gleichstellung, gegen Barrieren und für eine inklusive Gesellschaft einzutreten. Seit mehr als 25 Jahren.

In der Corona-Krise ist das anders. Wir sind zu Hause und in digitalen Räumen. Menschen mit Behinderungen sind weniger sichtbar im öffentlichen Raum. Manchen von uns ist die Bewegungsfreiheit und soziale Teilhabe noch stärker eingeschränkt, weil sie in Einrichtungen leben. Und auch digitale Räume haben Barrieren, die uns jetzt noch stärker bewusst werden.

Aus dieser Situation können wir aber auch lernen.

• Dass wir als Menschen mit Behinderungen gleichberechtigten Zugang zu gesundheitlicher Versorgung haben müssen und nicht von vornherein als Risikogruppe ausgegrenzt werden.

• Dass inklusive und ambulante Wohnformen besser gegen die Gefahren einer Pandemie und die Einschränkung von Grundrechten geeignet sind, aber auch entsprechende Unterstützung und Schutzausrüstung brauchen.

• Und wie wichtig soziale Kontakte und unsere Präsenz mitten in der Gesellschaft sind, damit wir nicht aussortiert und zusammen mit den alten Menschen isoliert werden.

Es geht um unsere Teilhabe, um unsere Selbstbestimmung und weiterhin unseren Einsatz für Menschenrechte und die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Dafür müssen wir weiter Präsenz zeigen, wo immer das möglich ist – und ohne die Gesundheit von uns und allen anderen zu gefährden.

Deshalb bedanke ich mich herzlich bei all den Aktiven, die diesen digitalen 5. Mai organisieren und umsetzen. Und ich hoffe, dass wir uns bald wieder treffen, auf den Plätzen und bei den Veranstaltungen vor Ort in den Städten und Gemeinden. Damit wir Menschen mit Behinderungen nach dieser Ausnahmesituation noch stärker sichtbar für eine inklusive Gesellschaft werden.

Vor einem Virus müssen wir uns alle schützen; das ist richtig und notwendig. Aber Diskriminierung und Barrieren sind nicht ansteckend, sie können wir gemeinsam beseitigen. Das ist nach wie vor für uns und für unsere ganze Gesellschaft entscheidend.

Protesttag für Gleichstellung

Heute am 5. Mai gab es wieder zahlreiche Aktionen zum Protesttag für die Gleichstellung behinderter Menschen im Land. Auf der großen Hauptbühne der Landesgartenschau in Landau startete der Aktionstag der Aktionstag der Diakonie Rheinland-Pfalz. Menschen mit Behinderungen aus dem ganzen Land gestalteten den ganzen Tag Programm und waren mitten im Geschehen der Gartenschau. Beim Start konnte ich dabei sein. Hier Fotos aus Landau:

   
Start des Aktionstages in Landau bei der Landesgartenschau

 

Fragerunde mit Pfarrer Bähr auf der Hauptbühne

In Mainz ging es dann weiter unter dem Motto „Begegnung“. Am Neubrunnplatz hatte ich einen Stand mit Hans-Peter Terno, dem blinden Redakteur der Landeszeitung und langjährigen Aktivisten in der Politik von Menschen mit Behinderungen. Im Angebot waren Kaffee, inklusive Muffins und Gespräche. An fünf verschiedenen Orten in Mainz wurden Begegnungen und Gespräche angeboten. Danach ging’s zum „Dinner in Bunt“ auf den Theaterplatz. Menschen mit Behinderung haben heute wieder ein eindrucksvolles Zeichen gesetzt: wir sind mittendrin und gehören dazu. Hier Eindrücke aus Mainz:

   

Unser Tisch am Neubrunnenplatz in Mainz

 

Hans-Peter Terno in Kaffee-Bereitschaft

  
So süß kann Inklusion sein – selbst gebackene 5. Mai-Muffins

   
Begegnung eins: Ethnologie-Studentin mit Hund und Fragen zur Inklusion in der Schule

  

Begegnung zwei: Mitarbeiter des Naturkostladen natürlich in Ingelheim

   

GEW-Vorsitzenden Klaus-Peter Hammer schmecken die Inklusions-Muffins

  

Besuch von der Schwerbehinderten-Vertretung des Landesamtes für Geologie  

  
Mit Marita Boos-Waidosch, Behindertenbeauftragter der Stadt Mainz

 

Eine lange Tafel – Dinner in Bunt vor dem Theater in Mainz